Snare stimmen mit Henning Lachmann

Workshopbericht_Snare_stimmen_mit_Henning_Lachmann_Aug2014

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Komme gerade zurück vom Stimmworkshop im drumladen und ich muss sagen: Sehr informative Veranstaltung in entspannter Atmosphäre mit gut gelaunten Teilnehmern. Dazu hat besonders Workshopleiter Henning Lachmann beigetragen, der mit Engelsgeduld alle Fragen der (überraschend zahlreich) erschienenen Teilnehmer beantwortete und sehr detailliert und fundiert das Stimmen der Snare – und Allem was dazu gehört- vermittelte. Dabei ist besonders Hennings ruhiger und angenehmer Tonfall hervorzuheben. Alles hatte Hand und Fuß. Man spürte, daß da jemand weiß wovon er spricht. Henning beschäftigt sich seit 35 Jahren mit dem Trommeln und seit 10 Jahren intensiver mit dem Stimmen.

Besonders interessant war das Stimmen des Resonanzfelles und die Behandlung des Snareteppichs. Henning bot über zwei Stunden (!) hilfreiche Praxistipps und Tricks – und das in einem kostenlosen Workshop. Hut ab!

Alle Details findest Du unten in diesem Beitrag.
Zur „Einstimmung“ in das Thema, hier das Video mit den Klangbeispielen:

Zu den Details der Veranstaltung:
Zuerst hatte Henning acht identische Snares (mit identischem Snareteppich und Resonanzfell) aus gegossenem Alukessel (14“ x 6,5“) mit unterschiedlichen Schlagfellen vorbereitet. Jeder konnte sich persönlich von den unterschiedlichen Klangqualitäten der einzelnen Schlagfelle überzeugen. Wann hat man schon mal diese Gelegenheit des Direktvergleichs!

Henning und die glorreichen Acht

Henning und die glorreichen Acht


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Die Snares waren folgendermaßen bespannt:

Leider konnte aufgrund der großen Teilnehmerzahl nicht jeder parallel an seiner mitgebrachten Snare stimmen, da sonst Henning akustisch nicht mehr zu verstehen gewesen wäre. Dafür konnte jeder Teilnehmer seine Snare für ein paar Tage im drumladen abgeben um sie Hennings qualifizierten Händen zur perfekten Stimmung und Überarbeitung zu überlassen.

Ich stelle die Inhalte des Workshops so dar, wie Henning sie vermittelt hat. Ab und zu setze ich eine Anmerkung von mir in Klammern dazu und kennzeichne diese deutlich.

Die Spannreifen
Gußspannreifen sind steifer aber auch spröder als geflanschte Spannreifen. Letztere gibt es in unterschiedlichen Stärken und sind auf den ersten Blick erkennbar an der seitlichen Erhebungen im Bereich der Spannschrauben – im Gegensatz zu den seitlich glatten Gußspannreifen. Unterschiede gibt es in der Höhe der Spannreifen. So stehen z.B. die Pearl Superhoops (TM) weiter über dem Fell und bedingen einen steileren Winkel der Stöcke im Verhältnis zum Fell beim Spielen von Rimshots.
DEN „besseren“ Spannreifen gibt es nach Hennings Meinung nicht. Bei starker Beanspruchung kann ein Gußspannreifen spröde werden und brechen während der geflanschte nur krumm wird und trotzdem noch bis zum Ende eines Gigs gespielt werden kann.

Kurz wurde auch auf Holzspannreifen eingegangen und ihren schönen Klang bei Side Sticks aber auch ihre Empfindlichkeit bei heftigen Rimshots, wenn sie aus Maple bestehen. Klanglich ist bei Side Sticks und Rim Shots ein deutlicher Klangunterschied zu Guß- und geflanschten Spannreifen zu hören. Bei normalen Schlägen in die Mitte des Felles verändert sich der Klang der Trommel kaum, außer bei Trommeln mit schmalen und hoch stehenden (wie bei einer Bass Drum) mit Klammern befestigten Holzspannreifen.

Das Resonanzfell aufziehen 
Das Fell (Ambassador „hazy“) wurde auf den Kessel gelegt, der Gußspannreifen plaziert und dann die Schrauben handfest angezogen. Spannreifen und Fell konnten noch bewegt werden.

Wellen_im_Resonanzfell

Wellen im Resonanzfell

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Henning kontrollierte mit den Fingerspitzen den außen herum durchgehenden Abstand zwischen dem Ring in den das Fell eingefasst ist und der Trommel.

Abstand_prüfen_von_Fellreifen_zum_Kessel

 
 
 
 
 
 
 
 

Kontakt soll nur bestehen zwischen der Gratung der Trommel (= der obere Rand des Trommelkessels) und dem Fell.

Die Teilnehmer stellten die Qualität der Trommel fest (Mapex Black Panther, Maple-Kessel mit Gußspannreifen): An jedem Punkt derselbe Abstand.
Henning: „Nach Möglichkeit sollte der Kessel schon rund sein“ Ebenso sollte er anständig gegratet sein und die Hardware der Trommel in Ordnung sein. Dazu gehören die Spannböckchen, die Abhebung und der Snareteppich. Sind diese Vorraussetzungen gegeben, ist es „nur“ eine Geschmacksfrage, aus den unzähligen erhältlichen Snares die passende zu finden.

Beim Fellwechsel sollte man alle Verschraubungen die sich im Inneren der Trommel befinden überprüfen und gegebenenfalls nachziehen. Durch die Schwingungen beim Spielen können sich einzelne Schrauben lösen und in die Trommel fallen und dort ungewollte Rasselgeräusche ver- ursachen (z.B. im Studio). Das passiert seltener bei Holzsnares mit weichem Holz und eher bei Stahlsnares.

An einer Stelle befand sich ein „fieser Faltenwurf“ im Resonanzfell, verursacht durch die geringe Dicke des Fells und das sog. Snarebed, eine weitläufige Absenkung im Trommelkessel. Das Snarebed hat seinen tiefsten Punkt, wo der Snareteppich verläuft. Auf eine plane Unterlage gestellt (ohne Spannreifen und Fell), könnte der Kessel leicht wippen.

Das Resonanzfell ist sehr sehr dünn und hört sich in ungespanntem Zustand an wie Butterprot- papier. Man darf es nicht zu fest spannen. Ein Teilnehmer zeigte sein gerissenes Resonanzfell. Besonders wichtig ist es vor dem Aufziehen eines neuen Resonanzfells die Gratung auf Uneben- heiten, Schmutz und andere Partikel zu überprüfen und diese zu entfernen, da das Resonanz- fell nach starker Spannung sofort reißen kann und somit sofort unbrauchbar wäre. Wir es aber gleichmäßig gespannt ist es erstaunlich, was diese dünnen Felle aushalten können.

Hennings Rezept für einen exzellenten Snaresound ist es (wie John Bonham) das Resonanzfell sehr hart anzuspannen. Dann kann der Snareteppich präzise ansprechen und gibt möglichst we- nige ungewollte Nebengeräusche von sich.
Auf den Einwand, daß für einen tieferen Grundsound auch das Resonanzfell tiefer gestimmt wer- den müsse antwortet Henning mit dem Argument, daß das Resonanzfell sich in diesem Fall mehr bewegt bei jedem Schlag, also der Ausschlag der Fellschwingung größer wird. Das hat zur Folge, daß der Snareteppich höheren Kräften ausgesetzt ist und aus der Verlötung einzelne Spiralen abbrechen können.

Henning zog die gegenüberliegenden Schrauben gleichzeitig an und verwendete dafür zwei Stimmschlüssel, um das Fell gleichmäßig zu spannen zu können. Beim Spannen einzelner

Schrauben entsteht sofort einseitiger Zug im Fell, der nicht mehr auszugleichen ist – besonders, wenn man bei den Umdrehungen in großen Schritten vorgeht. Daher empfahl er, in kleinen Schritten vorzugehen, solange bis das Fell zentriert ist. Paralleles Anziehen der Schrauben hilft dabei enorm. Empfehlenswert ist außerdem das Vorgehen überkreuz und nicht vom einen Schraubenpaar zum nächstliegenden.

Zwei Stimmschlüssel verwenden!

Zwei Stimmschlüssel verwenden!

 

 

 

 

 
 

Deutlich zu sehen waren die durch das Snarebed entstehenden Falten im Resonanzfell.

Das Snarebed verursacht Falten im Resonanzfell

Das Snarebed verursacht Falten im Resonanzfell

 

 

 

 

 
 
Man sollte nicht zu fest mit der Fingerspitze (oder sogar dem Fingernagel) auf das Resonanzfell drücken um die Spannung zu prüfen. Lieber die flache Hand oder die flache Seite des Daumens benutzen.
In diesem Zusammenhang wies Henning auf die Wichtigkeit und den Wert der eigenen Hände und des eigenen Gehörs hin. Beides gilt es zu trainieren. Er prüfte die Fellspannung mit dem Daumen und verließ sich auf sein Tastgefühl. Er betonte, daß er nicht so sehr darauf achte, daß es an jeder Schraube identisch klingt, da dies durch das Vorhandensein des Snarebeds sowieso nicht gelingen könne.

Es gibt noch dünnere Resonanzfelle, wie z.B. das REMO Diplomat „hazy“ (TM). Je dünner das Fell, desto empfindlicher ist es für die vom Schlag übertragenen Schwingungen und das „schubbern“ des Snareteppichs. Der persönliche Geschmack entscheidet dann für welchen Fellhersteller und für welche Fellstärke man sich entscheidet.

Ein dickeres Resonanzfell lässt sich nicht so gut und dadurch den Snareteppich eher indirekt in Schwingung versetzen und unterstützt nicht das feine und differenzierte Spiel. Es wird eher trocken klingen, aber diese Differenzierung kann man später sowieso mit der Stimmung und evtl. der Dämpfung des Schlagfelles erreichen. Darüber muss man sich beim Resonanzfell keine Ge- danken machen.

Generell gilt: Niemals einfach nur die Schrauben immer weiter anziehen ohne die Spannung zu prüfen! Das kann zum Riss des Fells führen. In seltenen Fällen kann man auch ein „Montagsfell“ erwischen bei dem sich das Fell aus seinem Rahmen löst, wenn man Spannung anlegt.
Bei sehr scharf bzw. spitz gegrateten Holzsnares kann es passieren, daß deswegen das Resonanzfell einreißt.

Das Knarzen und Krachen, wie es beim Spannen eines Schlagfelles (von REMO(TM) !) gerne vorkommt, hat man bei einem Resonazfell in der Regel nicht, da das Fell so nachgiebig ist, daß es sich unter Spannung nicht aus der Verklebung mit dem Fellreifen lösen möchte.
Es gibt zwei unterschiedliche Ansichten über die Stimmschrauben rechts und links von Snareteppich. Die einen stimmen sie tiefer. Henning stimmt sie höher, weil er damit für sich die besseren Ergebnisse erzielt. Das kann über die Jahre sogar zu gebogenen Spannreifen führen, da ja immer vier Schrauben kräftiger angespannt werden als die restlichen.

Stimmen des Resonanzfelles mit montiertem Snareteppich 
Damit man nicht den Snareteppich jedesmal abmontieren muss, wenn man das Resonanzfell stimmt, kann man vorsichtig (!) eine Stick zwischen den Spannreifen des Resonanzfelles und den Snareteppich schieben. Der Teppich wölbt sich dann über den Stick vom Fell weg und man kann das Resonanzfell ohne Beeinträchtigungen stimmen.

Resonanzfell_stimmen_mit_montiertem_Snareteppich

 

 

 

 

 

Das Snarebed 
Warum gibt es das? Ziel ist es, eine Wölbung des Felles nach außen, weg weisend von der Mitte der Trommel, herzustellen. Auf diese Weise kann ein besserer Kontakt des Resonanzfelles zum Snareteppich hergestellt werden.

Schaut man flach der Länge nach über den Snareteppich kann man die Wölbung in der Regel sehen.
UND: Das Snarebed (in Verbindung mit dem sehr dünnen Resonanzfell und der meißt hohen Fellspannung beider Felle) lässt den Schlagzeuger die Snare nicht wie ein Tom behandeln!!! Eine Snare ist eine Snare und bedarf deshalb besonderer Aufmerksamkeit und Erfahrung beim Stimmen und klanglichen Optimieren. Das Stimmen von Toms ist eine ganz andere Angelegenheit.

Die Montage des Snareteppichs 
Zwei Arten der Befestigung haben sich durchgesetzt: Zum einen die Befestigung mit Schnüren. Zum anderen die Befestigung mit Plastikstreifen. Letztere kann man auch aus einem alten ein- schichtigen Bassdrumfell und einem Papierschneider selber herstellen (nicht zu breit schneiden, sonst passt es nicht in den Führungsschlitz im Endstück des Snareteppichs). Beim Knicken der Streifen muss man auf einen rechten Winkel achten, damit die Streifenenden genau aufeinander zu liegen kommen und problemlos z.B. in die Abhebung des Snareteppichs eingefädelt werden können.

Das der Abhebung gegenüberliegende Teil zur Befestigung des Snareteppichs ist das „Butt End“. Sind hier Vierkantschrauben zur Befestigung angebracht lässt sich die Arbeit mit einem Stimm- schlüssel erledigen und man benötigt nicht einen zusätzlichen Schraubenzieher.
Bei manchen Snares (und der Beispielsnare im Workshop) kann man das normalerweise unbe- wegliche Butt End mit einer Rädelschraube bewegen und somit den Snareteppich leichter in seiner optimalen Position (= gleicher Abstand der beiden Endplättchen des Snareteppichs zum Rand der Trommel) justieren. Normalerweise hat man diese Verstellmöglichkeit nur an der Abhebung.

Auf keinen Fall darf eines der Endplättchen über der Gratung stehen oder sogar darüberhinaus ragen. Im letzteren Fall wölbt sich der Snareteppich aufgrund der Zugkraft nach oben und der Kontakt zum Resonanzfell geht verloren. (Anmerkung von mir: Hier kann auch einer der vielen möglichen Gründe für unkontrollierbares Schnarren der Snare beim Spielen liegen. Es lohnt sich also für jeden seine Snare mal vom Stativ zu nehmen und genau zu schauen, wie die Verhältnisse dort unten so aussehen).

Henning legte dann den Snareteppich auf das Resonanzfell, schlug mit dem Finger auf das Resonanzfell und der Snareteppich erzeugte einen tollen Snareklang. Ein kurzer knackiger Sound ohne Nachrascheln. Würde der Snareteppich jetzt schon seltsame Geräusche machen, kann man sofort versuchen mit dem Drehen einzelner Schrauben auszugleichen. Es kann auch sein, daß man einen schlechten Teppich erwischt hat. Daher lohnen sich ein paar Euro mehr für einen Sna- reteppich auf jeden Fall, wie für den der Beispielsnare. Dieser war von Puresound (TM), handge- lötet sowie doppelt geprüft. Die einzelnen Spiralen waren aus Edelstahl und in feinen Windungen gedreht. Der Vergleichsteppich von Pearl hatte gröbere Spiralen und weniger feine Windungen. Ein Spezialteppich, wie der verwendete von Puresound (TM) hatte in der Mitte einen Bereich ohne Spiralen (= „snares“). Das soll einen Zugewinn an Kesselton im Gesamtklang erbringen. (Anmerkung von mir: Denn ein Snareteppich hat auch eine dämpfende Wirkung und somit Einfluß auf den Gesamtcharakter des Trommelklanges).

Eine abgebrochene Spirale kann man mit der Schere oder Zange abzwicken. Handelt es sich um eine oder zwei äußere Spiralen, die den Snareteppich ungleichmäßig dehnen bzw. auf Dauer

verbiegen, kann man zusätzlich die gegenüberliegenden abzwicken, um wieder einen gleichmäßig verteilten Zug innerhalb des Snareteppichs herzustellen und ihn bei gutem Klang noch länger nutzen zu können.

Hat man über Monate seinen alten Teppich immer weiter nachgespannt, ist die Abhebung evtl. am oberen Ende ihres Justierungsspielraumes angekommen.
Deshalb wurde mit der Schraube der Abhebung diese in eine ca. mittlere Position (= Ausgangsstellung) gedreht, damit man nach der Befestigung genügend Spielraum (= Weg der Abhebung nach oben) zur Feinjustierung hat und dann der Teppich an Abhebung und Butt End befestigt. Man sollte den Mechanismus prüfen und ob er überhaupt genügend Unterschied zwischen

ab- und angespannter Stellung bietet. Es gibt nämlich Abhebungen, die lassen in abgespannter Hebelstellung immernoch eine Berührung des Snareteppichs mit dem Resonanzfell zu!
Nachdem der Snareteppich am Butt End befestigt war (hier benötigt man eigentlich drei Hände) fädelte Henning die Befestigung an der Abhebung ein. Diese befand sich in entspannter bzw. abgespannter Stellung. Die Befestigungsschrauben wurde nicht ganz festgedreht. Dann spannte Henning den Hebel, erzeugte dadurch eine Vorspannung auf den Snareteppich und drehte dann die Schrauben entgültig fest. Man kann während dieses Vorganges die Plastikschlaufe zur besse- ren Kontrolle auch mit einer Zange statt den Fingern festhalten. Dadurch kann man dann auch die Vierkantschrauben besser festziehen, weil die eigenen Finger nicht im Wege sind.

Hinweis: Je breiter der Teppich, desto genauer muss der Teppich genau mittig plaziert werden, damit nicht ein Endplättchen des Teppichs über der Gratung des Kessels zu liegen kommt. Im Zweifel lieber 1-2 mm mehr in Richtung Butt End justieren, denn der Teppich zieht sich sowieso mit der Zeit in Richtung der Abhebung.

Die Feinstimmung des Schlagfells 
Dann wurde die Trommel wieder mit dem (bereits vormontierten) Schlagfell nach oben auf das Stativ gestellt, ein Gel-Dämpfungspad entfernt und der erste Test durchgeführt. Der Klang war
ok und die Abhebung trennte den Snareteppich sauber vom Resonanzfell. Dann begann Henning mit der Feinstimmung des Schlagfells. Das Anschlagen kann man mit dem Stick, mit dem Stimmschlüssel (nicht so optimal, besonders beim Resonanzfell) oder mit dem Finger durchführen. Exakt identische Stimmung an jeder Schraube ist schwierig herzustellen. Hilfsmittel sind hier auch bedingt zu empfehlen, wenngleich die TAMA Tension Watch (TM) es möglicht macht an jeder Schraube die Spannung des Fells zu messen und bei neuen Fellen sich wieder an diese Werte hinzuarbeiten. (Anmerkung von mir: Das ist insbesondere dann hilfreich, wenn ich Stimmungen bevorzuge bei denen eine oder mehrere Schrauben verstimmt werden (müssen) um den ge- wünschten Klang zu erhalten). Hingegen können Werte beim Messen des Drehmoments der einzelnen Schrauben verfälscht sein. Sie sagen nicht zwingend etwas über die Spannung des Fells im Bereich dieser Schraube aus, da die Schrauben in den Spannböckchen nicht immer absolut identisch laufen.

Wichtig ist, sein Ohr zu schulen und hinzuhören, zu lauschen ob es so klingt, wie ich es haben möchte. (Anmerkung von mir: Hilfreich ist es, sich ersteinmal Kategorien von Klangcharakteristika zu überlegen. Wie klingt denn erdig? Wie klingt rockig oder singend? Was meint dumpf, pingig, muffig, prägnant, spitz, voll, matt, fett? Ist einem das zu akademisch kann man versuchen ein Fill-In zu singen uns dann die einzelnen gesungenen Töne durch Stimmen auf seine Toms zu übertragen. Bei dieser Methode muss aber die Vortstellung immun sein gegen die entstehenden und veränderlichen Töne der Toms. Ich muss strickt meiner Vorstellung folgen. Und das ist anfangs ziemlich schwierig.)
Hat man nicht die Möglichkeit mit dem Ohr zu kontrollieren, weil man sich Backstage (in lauter Umgebung) aufhält, sind die elektronischen und mechanischen Stimmhelfer Gold wert, um einen sehr guten Ausgangswert hinzubekommen. Feintuning muss dann beim Soundcheck oder kurz vor dem Auftritt noch sein. Da kommt keiner drumherrum, auch trotz Technik.

Der Raum ist hierbei ebenfalls zu beachten. Was bei mir im Wohnzimmer funktioniert muss nicht automatisch auch in der Turnhalle gut klingen.

Beim runterstimmen sollte man etwas tiefer stimmen als man möchte und dann wieder ein Stück hochstimmen. So verstimmt sich die Trommel nicht, wenn man später spielt. Hier wirft ein Teil- nehmer ein, daß dies auch mit dem Umkehrspiel des Gewindes zu tun haben kann.

Nun wurde wieder getestet. Die Ansprache des Teppichs war sehr gut, obwohl dieser noch sehr locker gespannt war. Je besser der Snareteppich desto weniger straff muss man ihn spannen für ein exzellentes Klangergebnis – auch weil er sich nicht so schnell dehnt wie ein günstiger Standard-Teppich. Insgesamt klang die Snare sehr gut. Der Charakter war eher hoch und durchdringend. Henning: „Klingt einigermaßen Bombe“ :-) Dann legte er noch das kleine Gelpad auf den Rand des Schlagfells zur Dämpfung der Obertöne und erklärte, warum beim Dämpfen weniger mehr ist: Schlagzeuger wollen, daß es von ihrem Platz aus optimal und schön klingt und dämpfen dann gerne die Obertöne von ihren Trommeln weg. Im Studio oder wenn man live mit Mikrofonen arbeitet und auf 70er/80er-Jahresounds steht, ist das super, aber unverstärkt tötet eine starke Dämpfung das Schlagzeug ab (z.B. im Club mit Jazz-Combo) und es klingt für das Publikum nach Pappe. Nur mit Obertönen klingt es für das Publikum lebendig.

Die Snare hatte nun eine „nasse“ Stimmung. Der Teppich sprach sehr stark an und raschelte mit. Dann verglich Henning eine noch nassere Einstellung mit der ersten Variante und dann mit einer trockeneren indem er den Snareteppich straffer spannte. Der Klang wurde „Marching-mäßig“ mit kurzer knackiger Teppichansprache. Jede Dämpfung auf dem Schlagfell war jetzt unnötig. Optimal für Rudiments und ähnliches. Für einen normalen Rockgroove darf es da lieber etwas mitrascheln, da es dann fetter klingt.

Von stärkerer Dämpfung (z.B. mit Dämpfungsring oder Geldbeutel auf dem Fell) riet Henning für akustische Gigs auf Nachfrage nochmal ab. (Anmerkung von mir: Ein kurz bzw. nicht schwingender Kessel kann wenig bzw. keinen lebendigen Klang in seine weitere Umgebung projezieren. Der Klang wird immer unlebendig bzw. tot klingen = viel Atack und sehr wenig bis kein Sustain.)

Tipp: Man sieht bei alten Fellen in gespanntem Zustand nicht, wie abgespielt sie wirklich sind. Erst wenn man die Spannung über den Spannreifen komplett wegnimmt, kann man erkennen wie weit sich das Material schon gedehnt hat. Manche alte Felle sehen aus wie eine Schüssel. Bei diesen Fellen kann man nur noch am Rand stimmen. Die „gedengelte“ Mitte des Fells erreicht man mit höherer Spannung garnicht mehr!

Der raschelnde Snareteppich 
Dann kam die Frage aus dem Plenum zum Thema Snareteppich: Was kann ich gegen einen ra- schelnden Snareteppich tun, wenn z.B. der Bassist bestimmte Töne spielt oder wenn der Schlagzeuger auf ein bestimmtes Tom (z.B. 10er oder 12er) schlägt und der Snareteppich sehr aufdringlich und störend mitraschelt oder sogar durchgehend singt (= Geräusch, wie wenn man auf dem Kamm bläst)?

Henning meinte: Man muss bis zu einem gewissen Grad damit leben, kann aber versuchen durch (ver)stimmen der Snare oder des Toms diese aus dem jeweiligen „belasteten“ Resonanzbereich herauszubekommen. Eine (Not)lösung kann sein, daß man z.B. beim (Bass-)Intro eines Songs den Snareteppich so lange wie möglich abspannt. Ein Patentrezept gibt es nicht. Um jeden Einzelfall beurteilen zu können müsste man direkt vor dem Schlagzeug stehen und beobachten und hören, was wirklich genau vor sich geht.

Ein das Rascheln auslösender Faktor kann auch der Raum sein in dem das Schlagzeug steht. Jeder Raum klingt anders und verstärkt oder dämpft bestimmte Frequenzen. Wenn dann das Re- sonanzfell in Resonanz mit dem Raum tritt, sollte man versuchen es aus diesem Stimmungsbe- reich herauszubringen und dann testen, ob das Rascheln immernoch so stark wie vorher ist. Ein bischen Mitrascheln ist aber absolut erwünscht. Es klingt lebendiger und schöner. Bei einem der Toms kann der Snareteppich etwas mehr mitschwingen, als bei anderen. Da sollte man sich nicht allzuviel Gedanken machen, das geht im Gesamtsound einer Band unter. (Anmerkung von mir: Alleine am Schlagzeug, ohne spielende Mitmusiker, stört das Rascheln des Snareteppichs mehr, weil es viel deutlicher auffällt.)

Lösungen gegen einen raschelnden Snareteppich 
Wenn die Snare „killt“, kann eine schnelle (Minimal-)Lösung sein, daß man sie aus dem Stativ nimmt und dreht: Wenn man die Abhebung normalerweise seitlich von der Trommelmitte aus gesehen vor sich hatte wäre sie dann direkt mittig vor einem positioniert. Das bietet den von den Toms auftreffenden Schallwellen weniger Angriffsfläche. Das kann eine geringe Verbesserung bringen.

Grundlegende Änderungen versprechen mehr Erfolg: Snare umstimmen, Snareteppich auf Qualität und Zustand überprüfen. Ein günstiger und/oder runtergespielter Teppich kann keinen optimalen Sound bieten. So kann es z.B. sein, daß man bei angespanntem Snareteppich die Endstücke des Snareteppichs wie einen Kippschalter bewegen kann. Dann verlieren beim Spielen die äußeren Spiralen des Snareteppichs den Kontakt, weil die Endstücke außen vom Resonanzfell abheben. Es können dann nicht mehr alle Spiralen gleichmäßig und glatt anliegen.

Als letzte Lösung stimmt man dann das betreffende Tom um. Damit zerstört man aber evtl. seine schön aufeinander abgestimmten Tomtöne und kann damit von vorne anfangen, wenn alles zusammen passen soll. Falls man eine zweite Snare zum tauschen besitzt und bei der ist das Phänomen weniger oder nicht vorhanden, hat man den Auslöser der Problematik ja gefunden.

Keine Problemlösung ist es, Klebeband über den Teppich zu kleben. (Anmerkung von mir: Ulli Pallemanns hat es gezeigt: Helfen kann es, wenn man ein oder zwei Streifen aus Zigarettenpapier, unter den Snareteppich klemmt: Ab 6:00 Min. im Video „Drum Recording Tutorial Vol. 1/6“)

Die Art der Befestigung 
Die Befestigungsart des Snareteppichs kann man verändern. Die zwei Arten sind: Schnüre und Plastikstreifen.
Schnüre gibt es in verschiedenen Ausführungen, teilweise auch wie aus Draht hergestellt. Diese können das Resonanzfell an der Stelle, wo die Befestigungsschnur über die Gratung läuft, bis auf das Holz oder Metall aufscheuern. Das kann auf lange Sicht auch der Gratung bei Holztrommeln schaden.

Plastikstrips können ein Vorteil sein bei sehr „scharf“ gegrateten Kesseln, denn das Gewicht ist hier auf eine größere Fläche verteilt. Ausserdem: Ist der Teppich präzise eingespannt und befestigt und die Stimmung der Felle genauestens ausgeführt, muss man den Teppich auch nicht so stark anspannen.

Das Ansprechverhalten kann sich je nach Art der Befestigung negativ oder positiv verändern. So kann eine unpassende Befestigung manch preisgünstigen Teppich nach oben drücken und so die flache Auflage verhindern.

Der Schlagzeuger 
Wenn der Spieler sauber und beständig die Mitte der Snare („dead centre“) spielen kann, vermeidet er automatisch die singenden Töne (verbunden mit dem entsprechenden Rascheln des Snareteppichs) welche jeder in Richtung des Randes angespielten Snare innewohnen.

Sieht noch gut aus – klingt aber nicht mehr 
Alte Snareteppiche können äußerlich noch wie neu aussehen. Aber wenn die wie Federn aufgebauten Spiralen lange gespielt und immerwieder nachgezogen wurden, können sie überdehnt und ausgelaugt sein, man sieht es aber auf den ersten Blick nicht. Ein neuer Teppich schafft in diesem Fall das Problem aus der Welt.

Immer wichtig und für viele Schlagzeuger nicht selbstverständlich: viel ausprobieren!! (Anmerkung von mir: Macht man sich Notizen über die unternommenen Maßnahmen, bekommt man schneller ein Gefühl für deren Effekte und kann sich etwas schneller seiner eigenen funktionierenden Stimmmethode nähern.)

Welche Komponente einer Snare ist für den Klang am prägensten? 
Henning hat festgestellt, daß das Kesselmaterial im besten Falle 25% für den Klang prägend ist. Der Rest ist Art der Felle, Art der Simmung und Art des Snareteppichs. Die gerne und ausgiebig geführten Diskussionen um das beste Kesselmaterial findet Henning übertrieben. Es kommt in erster Linie auch auf den Menschen an, der spielt! Die Kombination aus allen beteiligten Komponenten ergibt den resultierenden Klangcharakter.

Ein qualitativ gut gefertigter Kessel ist vorteilhaft. (Anmerkung von mir: Es gibt auch ausgereifte und erprobte Philosophien im Trommelbau, die sehr einleuchtend und physikalisch logisch erklärt werden von den Herstellern. Das wäre ein interessantes Thema: Philosophien der Trommelherstellung und ihre Ergebnisse für den Klangcharakter).

Der Kessel – Ein Aspekt 
Ein günstigerer Kessel aus Stahl, der rund gebogen wird und an der Nahtstelle verlötet wird steht unter Spannung, da das Material auseinander drängt. Der besser verarbeitete und deshalb teurere Kessel aus Stahl ist nahtlos hergestellt. Es gibt z.B. Kessel aus Bronze, Aluminium, Messing. Die Firma Ludwig (TM) stellt ihre Kessel nahtlos her. Das Verfahren müsste laut Henning das Ziehen und damit verbunden immer dünner werdende Material sein. Ein solcher Kessel hat keinerlei Eigenspannung, weil er nicht in die Form gezwungen wurde. Ist so ein Kessel dann noch relativ dünn, erzeugt er einen charaktervollen tollen und schnell ansprechenden (= reagierenden) Sound.

Tief gestimmte Snare 
Henning stimmte dann dieselbe Snare mit 1/2 Umdrehung an jeder Schraube tiefer. Die Ansprache hatte gelitten und wurde unsauber. Für einen Rock-Backbeat ist das aber evtl. die bessere Variante. Wenn dann noch etwas gedämpft wird klingt es wieder gut, da der Teppich nicht mehr so „rumwabert“ und die Obertöne halbwegs im Griff sind. Diese Snare würde für eine Aufnahme einen satten Balladen-Backbeat liefern und würde sogar die Möglichkeit bieten sie noch tiefer zu stimmen.

Im Tonstudio 
Es kann in der Studiosituation immer zu besonderen Aktionen kommen, wo man evtl. das Snarefell an seinen absolut tiefsten Punkt stimmt, abdämpft und dann mit Effekten bearbeitet, um so einen für den Song perfekten Sound zu erschaffen.
Die Erfahrung zeigt: Je tiefer man stimmt, desto mehr muss man auf Dämpfung zurückgreifen. Ein hoch gestimmtes (evtl. sogar vorgedämpftes doppellagiges) Fell ist in der Regel trocken genug. Beim einlagigen Standardfell hat man klangtechnisch alle Möglichkeiten und kann die Dämpfung nach eigenem Geschmack beliebig dosieren.

Snare wieder hochstimmen 
Folgende Klangveränderungen wurden demonstriert: Henning stimmte die Snare wieder hoch, lockerte dann den Snareteppich, verringerte die Auflagefläche des Dämpfungsgelpads und spielte dann die Snare ohne Dämfpfung. Das führte zu mehr Kesselton, klang aber immernoch knackig.

Asymmetrisches Stimmen 
Hierbei wird die Trommel gezielt an zwei Schrauben „verstimmt“. Besonders live kann man mit dieser Methode schnell und gezielt den Sound verändern und von einer knackigen zu einer tie- feren Stimmung gelangen. Beim geflanschten Spannreifen sollte man dafür gegenüber liegende (oder nur eine einzelne) und beim Gußspannreifen zwei nebeieinander liegende Schrauben verwenden. An der Beispielsnare mit Gußspannreifen lockerte Henning zwei nebeneinander liegende Schrauben um eine halbe Umdrehung. Der Ton war tiefer aber der Rebound war fast gleich geblieben. Nach einer weiteren Lockerung derselben Schrauben um 1/2 Umdrehung war der Ton noch weiter abgesunken und die Snare klang bauchiger. Man kann problemlos lockern, solange die Schrauben noch greifen und nicht rasseln. Gerne wird dann zwischen den beiden verwen- deten Schrauben leicht gedämpft. Ein kontrollierter runder Sound ist das Ergebnis. Nach einer vollen Umdrehung der Stimmschrauben in die andere Richtung (= mehr Spannung) zu ihrer Originalposition zurück war auch der knackige Ton wieder da. Spannreifen und Fell machten das asymetrische Stimmen problemlos mit. Nochmal: Bei geflanschten und somit weicheren Spannreifen reicht dann oft schon eine Schraube aus, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.

Abstimmen der Snare auf die Toms 
Man kann die Snare tonal in eine Reihe mit den Toms stimmen. Jazz-Drummer (mit sehr hoch- gestimmten Trommeln) machen das gerne (Anmerkung von mir: Sie haben dann aber auch nur wenige (meißt zwei) Toms und auch die Bass Drum hat einen tonalen und vergleichsweise hoch gestimmten Charakter.)

Damit waren sehr viele Aspekte zum Thema Snarestimmung abgedeckt! Henning Lachmann hat alles super auf den Punkt gebracht.
Ein rundum gelungener Workshop. Ich freue mich schon auf den nächsten!
Vielen Dank an Rudi und sein drumladen-Team für diese äußerst lehrreiche Veranstaltung.

Hier nochmal der Link zum Video mit den Klangbeispielen. Ich hoffe, Dir hat mein Bericht weitergeholfen und Du hast ab jetzt Deinen Sound noch besser im Griff!

Nicolas Unger

www.nicolasunger.com

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